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ProSideCar - Sicherheitstraining

Es war irgendwann im Frühjahr 1990. "Und vergeß nicht, bei einem Gespann muß man richtig lenken!" Mit diesen Worten des Händlers im Ohr startete ich meine Karriere als Gespannfahrer. Nur hatte mir niemand gesagt, daß man zum Lenken auch richtig Kraft braucht. Naja, und deswegen bin ich dann auch gleich am ersten Tag mir der Dnepr mal in eine Tankstelle gefahren. Ohne zu blinken, geradewegs über den Randstein, einmal den Grünstreifen mit Blumen und Ziersträuchern durchgepflügt und kurz vor der Zapfsäule zum stehen gekommen. Eigentlich wollte ich ja nur um diese Kurve rum, aber wenn ich schon mal da bin, kann ich auch gleich mal tanken.
So oder so ähnlich wird es vielen Gespann-Anfängern gegangen sein und auch noch gehen. Nun, um es kurz zu machen, ich hab das Gespannfahren dann doch irgendwann mal begriffen. Zu der Dnepr kam noch ein SilverWing-Gespann. 200.000 km später eine große Pause von fast 7 Jahren. Danach mußte wieder ein Gespann ins Haus und meine Wahl fiel auf die Orion, nicht ahnend, was ich da eigentlich gekauft habe. Die Probefahrt ging ganz gut und einige Kilometer später war ich wieder voll dabei. Ich hab ja auch Erfahrung genug. Aber weil ein Sicherheitstraining nie verkehrt ist, hab ich mich mal bei PSC (www.prosidecar.de) angemeldet. Für richtig viel Geld. Jedem, der jetzt sagt, das ist wirklich richtig viel Geld, sei versichert, es ist das Geld wert.
Was erwartet einen bei PSC? 3 Tage Spaß und Lernerfolg pur! Aber auch 3 anstrengende Tage. Wie muß man sich dieses Sicherheitstraining vorstellen? Donnerstag ist Anreise. Übernachtet wird in einem schönen Hotel mit Wellness-Bereich und einer vorzüglichen Speisekarte.

Aber weil man ja nicht nur zum Essen hin fährt, geht's am Freitag ab zum Übungsplatz. Um dort hin zu kommen, fährt man ca. 30 Kilometer durch die schwäbische Alb. Ist übrigens eine schöne Gegend. (Zwar nicht so schön wie Unterfranken, aber immerhin ;-b ) Da man auch zum Mittagessen ein paar Meter fährt, sieht man auch was von der Landschaft und es wird nicht langweilig. Freitag und Samstag ist also hauptsächlich Übungsplatz angesagt. Aber Sonntag Vormittag gibt's eine Ausfahrt in die Alb. Sehr empfehlenswert!
Da Sie sich aber wahrscheinlich mehr für die Kursinhalte interessieren, kommt hier eine kleine Beschreibung. Gespannfahren braucht seine eigenen Übungen. So z.B. eine, um ein Gefühl für die Fahrzeugbreite zu bekommen. Klingt harmlos, ist aber sehr wichtig. Hat man das, geht's weiter mit Lenken nur mit dem Gasgriff. Natürlich fehlen Übungen wie Vollbremsung und Ausweichen nicht. Auch die harmlos anmutende Übung "im Kreis fahren" hat es in sich. Den "Aha"-Effekt schlechthin bringt die Vollbremsung in der Linkskurve. Hier zeigt sich, was das Fahrwerk wirklich kann und wie gemein doch die Physik ist.

Jetzt fragen Sie sicherlich, was einen dazu bewegt bei PSC teilzunehmen, wo doch andere Veranstalter viel billiger sind. Für mich gibt es kein einzelnes Hauptargument. Es ist die Mischung aus Theorie, Praxis und vorallem die Art, wie beides vermittelt wird. Es wird großer Wert darauf gelegt, daß man als Teilnehmer erst einmal die fahrphysikalischen Hintergründe begreift. Falls man die kunstvollen Zeichnungen, die Wolfgang Lorenz mit Kreide auf den Teer malt, nicht sofort versteht, wird einem bei den Fahrübungen klar gemacht, was gemeint ist. Ich denke beim Gespannfahren muß man mehr als bei allen anderen Fahrzeugen wissen, warum das Fahrzeug wie reagiert oder reagieren wird. Ich vermute, PSC will den Teilnehmern die Grenzen zeigen. Diese Grenzen sind aber nicht im fahrwerkstechnischen Bereich, sondern eher im Fehlverhalten durch Unwissenheit zu suchen. "Wir wollten euch nichts beibringen, wir wollten euch desillusionieren." Dieser Satz von Wolfgang Lorenz hat mich sehr beeindruckt. Vor dem ersten Gespann-Sicherheitstraining dachte ich, ich könne Gespann fahren. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Meine Orion klebt am Boden wie ein Kaugummi. Und mir wurde von verschiedenen Seiten bestätigt, daß das Fahrwerk einfach genial ist und ich die Orion so schnell nicht an die Grenzen fahren könne. Jetzt können Sie sich sicherlich vorstellen, wie dumm ich geschaut habe, als sich die Orion bei Tempo 20 (im Worten Zwanzig Sachen! Also so gut wie nix!) um 180° gedreht hat. Nur weil ich ein wenig zu hart eingelenkt und vielleicht ein klein wenig zu viel Gas gegeben habe. Und nass war's auch. (Ähnliches passiert auch, wenn man in der Linkskurve zu schnell vom Gas geht. Bitte NICHT im normalen Straßenverkehr probieren!) PSC läßt einen aber in so einer Situation nicht allein. Man bekommt eine Erklärung, die man auch versteht. Das Hinterrad hat die Haftung verloren und dann hat die sch... Physik gnadenlos zugeschlagen! Wer es genau wissen will, muß schon selbst bei PSC teilnehmen. Ich will nicht zu viel verraten, sonst darf ich vielleicht nicht mehr zu diesem Training ;-)

Zur Vollständigkeit noch ein Satz. Teilnehmen kann jeder. Egal mit was. Hauptsache es hat 3 Räder in der richtigen Anordnung. Es gibt eine gute Aufteilung in Anfänger und Fortgeschrittene. Auch Nicht-Gespannfahrer können mit einem Leihgespann teilnehmen. Sogar mit meinem Diesel darf ich kommen. Hat man mir wenigstens gesagt. Ob Wolfgang eine Ahnung hat, wie laut die Kiste ist?
Zum Schluß noch eine persönliche Bemerkung. Leute macht ein Sicherheitstraining! Egal mit was ihr fahrt. Egal wo, macht eines! Es kann euch und eueren Beifahrer die Haut retten! Für Gespannfahrer empfehle ich PSC, weil ich dort gute Erfahrungen gemacht habe und ich denke es ist den Preis wert.

P.S.: Allen Norddeutschen sei gesagt, Schwäbisch ist auch eine Sprache, obwohl man sie oft nicht so richtig versteht ;-) Aber die Herren bemühen sich und man kann auch mal nachfragen, wenn man wieder mal nix versteht. "Mir könnet ölles, außer Hochdeutsch".

P.P.S.: Dieser Text ist meine persönliche Meinung und persönliche Meinungen können sehr unterschiedlich ausfallen. Ebenso habe ich keinerlei Zuwendungen von PSC erhalten. (Gegen ein Bier beim nächsten Mal hätte ich aber nicht einzuwenden)

Hier geht's dann zu ProSideCar -> www.prosidecar.de

Nachtrag 2007: Ein Bild sagt mehr wie tausend Worte.

(Ich hoffe die Gehörschäden haben sich in Grenzen gehalten ;-) )

Jetzt hätt ich doch glatt was vergessen...
Viele Grüße an aller Teilnehmer der letzten Kurse. War eine tolle Stimmung und ein prima Erfahrungsaustausch.
Danke!